Chiffriergerät Fialka

Als ich in die Chiffrierabteilung der Nachrichtenkompnie wechselte war das Gerät noch so richtig geheim. Schön, dass man jetzt im Internet Bilder und Bedienungsanleitungen findet.

Die Fialka war ein russisches Fabrikat was wie viele Geräte Mitte des 20 Jahrhunderts auf der Walzentechnik basierte. Es ähnelte der berühmten Enigma, hatte aber mehr Walzen und war variabler.

Texte wurden mittels der Tastatur eingegeben und  in Fünfergruppen verschlüsselt. Die Ausgabe erfolgte entweder per Textband welches den Funkern zur Verfügung gestellt wurde oder es wurde ein Lochstreifen erzeugt, welcher in die Fernschreiber eingelesen werden konnte.

Dechiffrieren war dan genauso, entweder Text von den Funkern oder Lochstreifen von den Fernschreibern, welcher dann als Textband ausgegeben wurde.

Die Chiffrierung lief folgendermaßen ab:

An der Seite wurde mittels vieler Schienen ein Tagesschlüssel eingegeben welcher eine Grundverschlüsselung vornahm.

Anschließend wurden die 10 Walzen jeden Tag in einer anderen Reihung auf die Achse gesteckt. Bei jedem Buchstaben drehten sich die Achsen auf der Walze. Dabei immer ein nach vorn und die Nachbarwalze nach hinten, die nächste dann wieder nach vorn. 

Jede dieser Walzen hatte am Rand Noppen, welche festlegten, wie viele Schritte sich die Walze bewegte. So konnte sich z.B. bei Eingabe eines Buchstabens die erste walze einen Schritt nach vorn, die Zweite 3 Schritt nach hinten, die 3. zwei Schritt nach vorn usw. bewegen.

Die Kerne der einzelnen Walzen waren so verdrahtet, dass ein Buchstabe an der Eingangsseite einem anderen Buchstaben an der Ausgangsseite entsprach, also dass z.B. bei Walze 5 immer aus einem L ein T wurde.

Sollte nun ein Text chiffriert werden, so waren alle 10 Walzen in ein bestimmte Ausgangsstellung zu bringen. Welche, das war in den geheimen Schlüsselunterlagen abgelegt und änderte sich für jeden Text.

Jeder Buchstabe durchlief nun die Verdrahtungen der 10 Walzen und wurde dabei jedesmal zu einem anderen Buchstaben. Bevor der nächste Buchstabe kam, wurden anschließend alle Walzen entsprechend ihrer Noppen um einen (oder mehrere) Schritt(e) weiterbewegt, weshalb der nächste Buchstabe eine völlig neue Verdrahtung der Walzen vorfand. 

Man hatte also den Tagesschlüssel für die seitlichen Schienen, die tägliche Neuordnung der Walzen und die spruchgebundene Anfangseinstellung der Walzen. 

Auch wen man davon ausgehen konnte, dass das Gerät bekannt war, ohne die Schlüsselunterlagen im Vorcomputerzeitalter eine mühselige Sache die Texte zu entschlüsseln. Und damit es nicht zu einfach wurde, hat man jede Menge Übungssprüche mit sinnlosem Datenmüll produziert, so dass auf einen Echten bestimmt 15 falsche Texte geschickt wurden.

Zu meinem Dientsende bekamen wir statt den elektromechanischen Fialkas neue elektronische Geräte von Robotron.

Die waren pro Stück 1,5 m * 1 m * 1,5m groß und so schwer, dass man den Fußboden verstärken mußte. Das war wohl das damalige Verständnis von Diebstahlsschutz, dass man es so klobig baute, dass es niemand klauen konnte.